Professioneller Solist: Kunze über Kunze.

.

Klavierstimmer Kunze im Einsatz.
Klavierstimmer Kunze im Einsatz.


Herr Kunze, warum sind Sie Klavierstimmer geworden?

Mein Weg begann vor vielen Jahren auf dem Konservatorium, an dem ich Unterricht hatte. Ich wollte das Klavier nicht nur bespielen, sondern verspürte sehr bald den Wunsch Instrumente auch zu bauen. Bis zum ausgebildeten Klavier- und Cembalobauer, wie die offizielle Berufsbezeichnung des Klavierstimmers heißt, war es dann nur ein logischer Schritt.

 

Was zeichnet für Sie einen guten Klavierstimmer aus?

Es ist nicht nur das Hören, sondern ganz eindeutig das Gefühl für ein Instrument. Klaviere können sehr unterschiedlich sein: Die Individualität eines Instruments ist entscheidend. Es gibt Einsätze, bei denen seitens des Kunden die einfache Standardstimmung gefragt und auch völlig ausreichend ist. Aber es gibt auch Auftraggeber, die zum Beispiel ganz besonderen Wert darauf legen, das die Terzen und die Sexten gleichmäßig rollen, aber die Quinten und Quarten eine untergeordnete Rolle spielen. Und es gibt Kunden, die es genau umgekehrt haben wollen. Individuellen Ansprüchen sollte man selbstverständlich entsprechen und auch vom Gefühl für das Instrument her erfüllen können.

 

Ihr schönstes Klavier, das Sie bisher stimmen durften?

Ihres? Nein, ernsthaft: Jedes Klavier ist individuell und wird von mir ebenso individuell behandelt.

 

Wo stimmen Sie überall Klaviere?

Ich arbeite überwiegend in Bremen und Bremerhaven, aber mein regionales Einzugsgebiet Richtung Norden reicht bis Cuxhaven. Auch in der anderen Richtung bin ich aktiv: Kurz vor Münster war ich auch schon. Ich stimme Klaviere überall dort, wo man mich ruft. Beispielsweise stimme ich für Privatkunden, Kirchen und Altersheime. Ein weiterer Ort für Klaviere sind Hotels. Erfreulicherweise scheint es nach wie vor viele Barpianisten zu geben, die Wert auf den guten Ton legen.

 

Was war bisher Ihr schwierigster „Einsatz“ ?

Jeder Auftrag ist anders, weil jedes Klavier anders ist. Manche Instrumente sind zeitintensiver zu stimmen, andere weniger. Ich kann nicht wirklich sagen, dass ein Einsatz für mich schwierig ist. Ich konnte immer tätig werden und eine gute Lösung realisieren - es sei denn, bei einem Klavier ist tatsächlich der Stimmstock gerissen. Das ist dann unwiederbringlich das Ende... das Klavier ist leider tot.

 

Musik und Musiker, die Sie privat gern hören?

Die Interpretationen von Liedern aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren durch >Max Raabe und dem Palast Orchester höre ich beispielsweise sehr, sehr gern. In meinen musikalischen Vorlieben bin ich anscheinend konservativ. Die Berufung eines Klavierstimmers ist ja ganz ähnlich: Es gilt vorhandene Werte zu erhalten und zu bewahren.

 

Vielen Dank.

 

Das Interview mit Klavierstimmer Matthias Kunze in Bremen führte >> Mathias Rätsch von Rätsch Communications.

 

>> Unterricht